Wer kennt das nicht: Besprechungen, wo entweder nur abgenickt wird oder Debatten der Selbstbehauptung dienen, aber nicht weiterführen. Viele Mitarbeitende und Führungskräfte bleiben dann in einer Art „Ich-Blase“, eine Bestätigung dessen, was sie schon immer dachten. Der Ansatz von C. Otto Scharmer führt in eine Theorie, die ganz anders Employee Experience ermöglicht.
Diese Theorie U verändert schon seit Jahren „Betriebssysteme“, Unternehmenskultur und Innovationsprozesse in Unternehmen. Das Zentrum ist der schöpferische Prozess, der sowohl die Organisation zukunftsfähiger macht als auch den gemeinsamen Geist stärkt. Kokreativ ist das entscheidende Wort. Wenn ein soziales Feld geöffnet wird, in dem Verstand, Herz und Wille geöffnet sind, dann führt das zu einem innovativen Fließen und dem gemeinsamen Gestalten der Zukunft. Die Widersacher sind falsche Urteile, Zynismus und Angst.
Scharmer buchstabiert die Grammatik des kokreativen Prozess für Einzelne, Gruppen, Organisationen und die Gesellschaft. Er beschreibt Methoden und Prinzipien, die zum Gelingen der Veränderung beitragen. Der Kern bleibt die Haltung der Hauptakteure und zwar in höchst ungewöhnlicher Form im Management: Der Scheitelpunkt vom „U“, bezeichnet er nämlich als Presencing, verbunden auch mit gemeinsamem Schweigen.
Um aus einer neuen Sicht des Ganzen zu handeln, bedarf es neuen Formen der Aufmerksamkeit. So gelingt es den Blick, das Verstehen und das Handeln zu erweitern.
Ich finde diesen Ansatz stark. Es gilt, von der Zukunft her zu führen, kreative Möglichkeiten zu eröffnen. Auch als Theologe leuchtet mir der Gedankengang ein:
Erstens führen die Erfahrungen, die Mitarbeitende in einem solchen Prozess machen, zu einem Miteinander: es entstehen positive Gefühle, das Arbeitsumfeld wird besser verstanden, die Verbundenheit untereinander und mit dem Unternehmen wächst.
Zweitens birgt der Fokus auf Gegenwärtigkeit etwas Spirituelles, aus der innovative Kraft erwachsen kann. Gedanklich folgt er Martin Buber, einem von mir sehr geschätztem jüdischen Philosophen des 20. Jhd,: „Ich in Mir“ werde immer wieder „Ich im Wir“. Das Eigeninteresse bezieht soziale und ökologische Folgen ein.
Und drittens schildert Scharmer konkrete Praktiken, die die eigene Persönlichkeit reifen lässt. Der Sinn des eigenen Handelns erschließt sich immer mehr.
Titelbild: Annie Spratt from unsplash